SPD Mettenheim im Landkreis Mühldorf

Gedenkveranstaltung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Veröffentlicht am 06.03.2017 in Ortsverein

4. März 1919 Tag des Selbstbestimmungsrechtes

Hauptredner Richard Fischer:

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft,

für die Einladung zur heutigen Gedenkfeier danke ich Ihnen herzlich. Es ist für mich eine große Ehre und besondere Freude, als 2. Bürgermeister der Stadt Waldkraiburg zu Ihnen sprechen zu dürfen.

Wir sind heute hier zusammen gekommen, um gemeinsam der Ereignisse und der Opfer des 4. März 1919 zu gedenken. Einem Tag, an dem Schüsse des tschechischen Militärs auf unbewaffnete sudentendeutsche Demonstranten ...

die Forderung nach Selbstbestimmung gewaltsam und nachhaltig unterdrückt und somit zu einem ersten tragischen Tiefpunkt der deutsch-tschechischen Beziehungen geführt haben.

Am 4. März 1919 demonstrierten auf  Initiative der sudetendeutschen Sozialdemokraten, der damals stärksten Partei, friedlich gegen die Eingliederung in die 1918 ausgerufenen tschechoslowakische Republik, für den Verbleib in der Republik Österreich und gegen die Nichtzulassung zu den Wahlen der Provisorischen Nationalversammlung der Republik Österreich. Der Sozialdemokrat Josef Seliger sagte in Teplitz-Schönau:“ Uns führt nicht der Hass gegen das tschechische Volk zusammen, dem wir seine Befreiung gönnen. Nur die Liebe zu unserem Volke, zu unserer Freiheit und zu unserem Recht ist es, die uns heute hier zusammenführt. Wir wollen ausharren im Kampf um unser Selbstverstimmungsrecht.“ Alle anderen Parteien unterstützten diese Initiative ebenfalls. Voraus gegangen war die militärische Besetzung der selbsternannten Provinzen Deutschböhmen, Sudetenland, Deutsch-Südböhmen und Deutsch-Südmähren durch tschechische Truppen zwischen November 1918 und Januar 1919.

Konkreter Anlass für die Demonstrationen am 4. März 1919 war die an diesem Tag stattfindende Eröffnungssitzung der konstituierenden  Nationalversammlung Österreichs in Wien.

Paramilitärische tschechische Einheiten setzten den Demonstrationen jedoch an diesem Tage kurz nach Mittag in mehreren Städten durch Schüsse in die Menge, ein gewaltsames Ende. Dabei kamen 52 Deutsche, 2 tschechoslowakische Polizisten ums Leben und hunderte von  Menschen wurden schwer verwundet. Wir gedenken den Märzgefallenen von Kaaden, Sternberg, Karlsbad, Eger und Kaplitz, die im Zusammenhang mit der Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts der Sudetendeutschen zu sehen sind.

Die Opfer des 4. März 1919 sind zu den Demonstrationen gegangen, weil sie sich in ihrem Recht auf Selbstverstimmung verletzt sahen. Die Verwehrung dieses Rechts und die blutige Reaktion des tschechischen Militärs haben den Beginn für ein neues Zusammenleben von

Deutschen und Tschechen in der damals neu gegründeten Republik von Anfang an schwer belastet.

Das schmerzliche Schicksal der Sudetendeutschen setzte sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg fort, indem die deutsche Minderheit in der Tschechischen Republik die Last der Verantwortung Deutschlands für die grauenhaften Verbrechen des Dritten Reichs in besonderer Weise tragen musste.

Diese gemeinsame und teils sehr leidvolle Geschichte, die Tschechen und Deutsche verbindet, hat viele Wunden hinterlassen. Auf dem Weg der Versöhnung ist daher gerade die ehrliche und umfassende Erinnerung von großer Bedeutung. 1985 formulierte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner historischen Rede vor dem deutschen Bundestag treffend:

„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“

Treffend deshalb, weil neuem Unrecht nur vorbeugen kann, wer begangenes Unrecht beim Namen nennt und so den Opfern ihre Würde zurück gibt.

Ich bin froh, dass 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Deutschland mit der Tschechischen Republik eine gute Partnerschaft verbindet.

Das schwere Schicksal, das sie, verehrte Sudetendeutsche erleiden mussten, hat sie nicht daran gehindert, die Verständigung mit unseren Nachbarn im Osten zu suchen. Sowohl durch den lebendigen Austausch mit den tschechischen Mitbürgern und den in der Heimat verbliebenen Landsleuten als auch mit der Durchführung vielfältiger kultureller und verständigungspolitischen Veranstaltungen, die Deutschland ebenso wie auch die Tschechische Republik bereichern, haben sie tragfähige Fundamente für die Verständigung und Versöhnung beider Länder errichtet.

Der Tag der Selbstbestimmung mahnt uns zu Frieden und Verständigung. Das – vielleicht für viele selbstverständliche – friedliche Zusammenleben in der Europäischen Union ist angesichts der Geschichte ein Glücksfall. Noch vor 72 Jahren herrschte in Europa Hass, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Deutschland schien für immer geächtet, Europa für immer geteilt. Niemand hätte zu hoffen gewagt, dass ein nunmehr geeintes Deutschland und

die Tschechische Republik heute Partner in der Europäischen Union sind. Die europäische Integration weiter zu unterstützen, ist und bleibt weiter ein wichtiges Anliegen.

In Anbetracht des dramatischen Ringens um Frieden und Sicherheit für die Ukraine ist der heutige Gedenktag jedoch zugleich Mahnung, dass Gewalt und Unrecht Konflikte nicht lösen, sondern weiter verschärfen.

Meine Damen und Herren, Ihnen ist in der Geschichte viel Unrecht widerfahren.
Deshalb – davon bin ich überzeugt – können Sie alle Europa besonders wertschätzen.
Gerade für Sie ist die EU als Friedensprojekt eine Genugtuung und ein Garant, dass das Ihnen zugefügte Leid sich nicht nochmals wiederholt.

Mit der Charta der Heimatvertriebenen, in der Sie ausdrücklich auf Rache und Vergeltung verzichtet haben, machten Sie deutlich, dass Sie bereit sind, Ihren persönlichen Beitrag zum Frieden und zur Aussöhnung in Europa zu leisten.
Damit brechen Sie auch unsichtbare, noch immer bestehende Grenzen in Europa auf.

Und dafür möchte ich Ihnen danken.

 

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